Liebeslieder, mal was anderes…

Liebeslieder sind was für Verliebte, Lieder über die Liebe sind für Jedermann.
Die meisten Liebeslieder gehören in den Bereich Schnulze oder Schlager und sind nach einmaligem Hören so nötig wie ein Kropf. Stellvertretend seien hier Machwerke wie „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ oder „Du“ genannt. Aber es gibt unter den zigtausend Liebesliedern auch welche, die sich humorvoll unbeholfen oder aber durchaus kritisch mit der Liebe an sich auseinandersetzen. Die Beispiele erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Lotto King Karl ist den meisten als Stadionsprecher des HSV bekannt. Auf seinem Album „Weiß‘ Bescheid“ von 1996 findet man den nachstehenden Song, der auf sehr solide Art die Liebeserklärung eines Prolls an seine Perle wiedergibt. Klasse.


Ich liebe Dich

von Lotto King Karl (aus Hamburg)

Ich versuch‘ schon seit paar Tagen
den richtigen Spruch zu finden,
um die Gefühle auszudrücken,
die uns beide verbinden,
ich hab Gedichte durchgelesen,
doch darin stand nur Mist.
Und mein Gehirn ist fast am verwesen,
drum sag ich einfach, wie es ist:

 Ich liebe Dich, nur Dich,
so wie der Hamburger sein Holsten,
so lieb ich Dich, unendlich,
denn Deine Körbchen sind die vollsten,
ich find‘, Du knallst auch mit am dollsten,
drum lieb‘ ich Dich.

 In all den langen Jahren
hab ich wohl irgendwie vergessen,
Dir richtig Dank zu sagen
für dieses wunderbare Essen.
Wenn ich bei mein‘ Frisör war,
hast Du den Abfluß blank geputzt,
wir sind wohl irgendwie ein Traumpaar,
drum sing‘ ich noch mal, wenn ich muß:

 Ich liebe Dich, nur Dich,
so wie der Hamburger sein Holsten,
so lieb ich Dich, unendlich,
denn Deine Körbchen sind die vollsten,
ich find‘, Du knallst auch mit am dollsten.
drum lieb‘ ich Dich.

Ich hab bei ein paar Bieren
Dir dieses Lied geschrieben
um dich zu motivieren,
mich weiterhin zu lieben.
Wer soll die Bierkästen denn schleppen
und wer erwidert mein Gefühl
und wer holt mir meine Kippen,
wenn ich Fußball kucken will?

Ich liebe Dich, nur Dich,
so wie der Hamburger sein Holsten,
so lieb ich Dich, unendlich,
denn Deine Körbchen sind die vollsten,
ich find‘, Du knallst auch mit am dollsten.
drum lieb‘ ich Dich.

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Hildegart Knef, bekannt als die „Sünderin“ aus dem Kino, brachte 1964 den von Charlie Niessen geschriebenen Song „Eins und Eins, das macht Zwei“ heraus. Das Lied zeichnet den Lebensweg eines Menschen nach, der in Beziehungen nicht die Erfüllung findet, die er sucht. Ein sehr bemerkenswertes Stück.

Eins und eins, das macht zwei

Hildegard Knef

Eins und eins, das macht zwei
Drum küß und denk nicht dabei
Denn denken schadet der Illusion
Alles dreht sich, dreht sich im Kreis
Und kommst du mal aus dem Gleis
War’s eben Erfahrung anstatt Offenbarung – was macht das schon
Der Mensch an sich ist einsam und bleibt verlassen zurück
Sucht man sich nicht gemeinsam ein kleines Stück von dem Glück
Dem Glück, das man mit Füßen ein ganzes Leben lang trat
Das man mit ein paar Küssen plötzlich zuhause hat

 Eins und eins, das macht zwei
Ein Herz ist immer dabei
Und wenn du Glück hast, dann sind es zwei
Das Rezept wird keiner erfinden
Das wird keiner ergründen
Mal bleibt’s fürs Leben und mal bleibt es eben nur Liebelei
Der Mensch an sich ist feige und schämt sich für sein Gefühl
Daß es nur keiner zeige, weil die Moral es so will
Doch wenn im Fall des Falles er sich im Dunkeln versteckt
Der liebe Gott sieht alles und hat dich längst entdeckt

Eins und eins, das macht zwei
Drum küß und lächle dabei
Wenn dir auch manchmal zum Heulen ist
Glücklich, wer das Heute genießt
Und was vorbei ist vergißt
Es kommt, wie es kommen muß
Erst kommt der erste Kuß
Dann kommt der letzte Kuß
Dann der Schluß

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Jürgen von der Lippe, bekannt von den Gebrüdern Blattschuß, als Solist, als Moderator diverser Fernsehshows und als Literaturkritiker, brachte im Jahre 1980 das Album „Zwischen allen Stühlen“ heraus. Auf diesem Album wurde der nachstehende Song veröffentlicht, der nicht nur erste zarte Ansätze zu einer Maffay-Parodie enthält, sondern auch tiefe Einblicke in das Seelenleben eines Standesbeamten zu Tage bringt.

Liebe macht dumm

Jürgen Dohrenkamp

Die Sonne geht unter hinterm alten Standesamt.
Der Amtmann mit dem weißen Haar geht heut’ in den Ruhestand.
Er ist traurig und zwei Tränen rinnen über sein Gesicht,
als er die Worte, die er so oft gesagt, zum letzten Male spricht:

Du da, der Du die da,
und Du da, die Du den da
ehelichen willst, ist euch auch klar
daß ihr euch heute den Ehekrieg erklärt habt
und daß dies der letzte Tag in Frieden war?
Ja, wollt ihr denn wirklich?
und dann sagen die: JA!!

Ein Prinz küßt einen Engel, so fängt es immer an.
Man sagt sich liebe Worte: Mauseputz und Goldfasan.
Doch aus Prinz wird Frosch, aus Engel Hexe, aus zärtlich wird gemein.
Und sie graben schweigend Brunnen und wünschen einander hinein.

Liebe macht blind,
Liebe macht lahm,
Liebe macht taub,
Liebe macht stumm,
und manchmal macht Liebe auch
du, du, du, du, du, du, du, du, dumm.

Der Amtmann geht nach Hause und trinkt sich einen drauf.
Und am nächsten Morgen, da wacht er nicht mehr auf.
Er sitzt auf einer Wolke und grinst übers ganze Gesicht,
als er hört, wie der junge Mann auf seinem Stuhl die warmen Worte spricht:

Du da, der Du die da,
und Du da, die Du den da
ehelichen willst, ist euch auch klar,
daß dies der Anfang eines langen Lebens
in Friede, Freude, schöner wohnen war?
Na, wollt Ihr??
Und dann sagen die: selbstverständlich

Liebe macht blind,
Liebe macht lahm,
Liebe macht taub,
Liebe macht stumm,
und leider macht Liebe auch
du, du, du, du, du, du, du, du, dumm.

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Fredy Sieg war ein Berliner Chansonnier, der im Jahre 1923 Das Lied von der Krummen Lanke veröffentlichte. Die Krumme Lanke ist ein See bei Berlin und heißt so, nach Ingo Insterburg, Krumme weil sie krumm ist und Lanke weil sie lang ist. Das Lied wurde in späteren Jahren von Bully Buhlan, Klaus Hoffmann und den Gebrüdern Blattschuß gecovert. Moderne Menschen werden erkennen, daß die Rechtsprechung in Scheidungsverfahren sich seit den 20er Jahren sehr verändert hat, übrigens auch die Art, Beziehungen und Kinder unter einen Hut zu bringen.

Krumme Lanke

Fredy Sieg

Vor zwee Jahren im August
da hab ick noch nicht jewußt
daß ick heute Klagelieder singen muß.
Damals hatt‘ ick grad‘ entfernt
meine Emma kennjelernt
aba heute is schon mit die Liebe Schluß.

In ’nem Grunewaldlokal
sah ick sie det erste Mal,
sie trank Kaffe und aß Liebesknochen zu.
Und ick schlängelte mir ran
und wir fing‘ zu quatschen an
und um achte sagten wir schon beede „Du“     du du . . .

Und denn saß ick mit de Emma uff de Banke,
über uns da sang so schmelzend ein Pirol.
unter uns da lag so still die krumme Lanke,
nebenan aß eener Wurscht mit Sauerkohl.

Grade rüber zog sich eener an vom Baden,
und ich sah ihn ooch im Badeanzug jehn,
und die Emma fragte traut „Biste auch so scheen jebaut?“
und denn gab se mir ’n Kuß, ach war det scheen.

Ja der erste Kuß war scheen,
doch et blieb nich bei dem een,
den een Kuß alleen det hat ja nich viel Zweck.
Emma küßte mit Jefühl,
und die Nacht die war so schwül
und die letzte Bahn war sowieso schon weg.

Aber um die Weihnachtszeit klagt se leise mir ihr Leid
und sie sagt: „Det Malöhr dit is von Dir!“
Und ich dachte „au verdammt“, und ich hin zum Standesamt
und dann macht ick schleunigst Hochzeit noch mit ihr.

Und denn saß ich mit de Emma uff de Banke
die Orjel ach die hat so scheen getönt.
Und wir dachen beede an die Krumme Lanke
und die janzen neuen Tanten ham jeweent.

Und der Pfarrer hielt so scheene fromme Reden
und erzählte was von Jungfrau rein und klar,
denn er hat ja nüscht jewußt von dem Abend im Aujust
weil er damals nicht dabeijewesen war.

Und so war’n wir Frau und Mann und dann kam der Kleene an
und wir kriegten een Schreck janz fürchterlich.
So’n Wasserkopp en gros und die Beene krumm wien O,
ja soon richt’ger kleener Krumme-Lanke-Wicht.

Ach der Bengel der war toll, all die Windeln macht er voll,
und ick stand und wusch die dreckijen Dinger aus.
Denn die Emma meinte glatt dat se det nich nötig hat,
und so kam bei uns der erste Streit ins Haus.

Und denn saß ich inne Küche uff de Banke
Und die Windeln hingen rum so wunderschön,
und ’ne Filiale von der krummen Lanke
macht der Kleene mir ans linke Hosenbeen.

Nachts da konnte keener ruhig von uns schlafen,
denn der Bengel brüllte bis zum Morjen fast.
Da riß uns die Jeduld, jeder gab dem andern Schuld:
„Hätt’ste lieber besser damals uffjepaßt!“

Seit der Zeit gabs jeden Tach bei uns nur den größten Krach
und der Emma schwoll janz fürchterlich der Kamm.
Sie zerhaute jeden Topp kurz und kleen uff meenem Kopp
meene Birne wurde weich wie’n Jummischwamm.

Vor Verzweiflung schafft‘ ick dann mir ’ne andre Freundin an
doch die Emma hat’s natürlich rausjekriecht.
Und sie reichte – wie jemein – gleich die Scheidungsklage ein
und dann kriegten wir ’ne Ladung vor’t Jericht.

Und denn saß ick mit de Emma uff de Banke,
und der Richter hat uns beede dann verhört.
Und ick dache: „die verfluchte krumme Lanke!“
und dann wurde ich zum schuldigen Teil erklärt.

Jetzt muß ick für Emma und det Gör bezahlen
und ick komm mein Leben lang nich mehr zur Ruh.
Dit soll mir ’ne Warnung sein ick fall auf sowat nich mehr rein:
Ick koof ma Sand und schütt‘ die krumme Lanke zu!

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Die Band J.B.O. (James Blast Orchester) aus Erlangen ist bekannt dafür, daß sie internationale Hits mit humorvollen, aber auch schlüpfrigen, deutschen Texten covert.
Der Song „Nighshift“ von den Commodores wurde auch bearbeitet. Veröffentlicht 1996 auf dem Album „Explizite Lyrik“. Wohlsein!

Rache!

J.B.O. (Melodie: Nightshift von den Commodores)

Marvin (Marvin…..Marvin….), er ist ein Riesenarsch!
Hat mir die Frau geklaut,
mein bestes Hemd versaut.

Rache! – die hab‘ ich mir geschwor’n.
Ich hab‘ viel ausprobiert,
und jetzt hat’s funktioniert.

Er setzt sein Bier an und ich hab Spass daran,
weil ich hab‘ neig’schifft.
Er ist so ahnungslos und meine Freude gross.

Ich hoff‘, dass er’s austrinkt
und mit dem Brechreiz ringt
weil ich hab‘ neig’schifft.

Er führt sein Bier zum Mund,
zur Freude hab ich Grund,
weil ich hab‘ neig’schifft.
Er ist so ahnungslos, die Freude riesengross…

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