Ab heute wird gebloggt.

Das ganze nennt sich ja korrekt „Weblog„, Kurzform Blog.  Also bloggt man, man hat gebloggt, man wird bloggen. Früher hieß das ganze Tagebuch, wurde mit der Hand geschrieben, und war nur für den Schreibenden bestimmt. Es gehörte zu den Todsünden, das Tagebuch eines Anderen zu lesen. Heute müssen möglichst alle den Blog lesen. Verkehrte Welt.


Aber was soll’s? In Zeiten der globalen Blitzkommunikation schreibt ja auch kaum noch jemand einen Brief. Schon gar nicht mit der Hand. Schade eigentlich. Man konnte früher schon viel über den Schreiber erfahren, ohne ein Wort bewußt gelesen zu haben. Die Schrift verriet viel über den Charakter. Geht heute leider nicht mehr. Computerschriften haben keinen Charakter, sie sind neutral. Natürlich gibt es immer wieder kreative Zeitgenossen, die auf Schriftarten zurückgreifen, die den Text optisch aufpeppen sollen. Meistens aber zu Lasten der Lesbarkeit. Das kann, muß aber nicht, eine Charaktereigenschaft sein.
Andere benutzen E-Mail-Programme, die den Text unter diversen bewegten Bildern und Smileys verstecken, man sieht es blitzen und blinken, was inhaltlich von Bedeutung ist, wird zur Nebensache. Und dann gibt es noch die Wortkargen, die sich auf einige wenige Worte beschränken, auf eine formelle Anrede verzichten und möglichst viele Abkürzungen verwenden. Kaum jemand hält sich beim Verfassen von Schriftstücken an die gute alte
DIN 5008, erstmals im Jahre 1928 vom Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit gestaltet, um sich anderen geschäftlich mitzuteilen. Schade drum.
Ich freue mich immer, wenn ich mal Post von einem Geschäftspartner erhalte, die nach dieser DIN gestaltet ist. Da weiß ich sofort, von wem der Brief kommt, worum es sich handelt und wie ich wem antworten kann. Ein Brief hat schließlich keinen „Antworten“-Knopf wie mein E-Mail-Programm.
Aber ich wollte ja was über das Bloggen schreiben. Wen interessiert eigentlich, was ich hier von mir gebe? Warum sind Blogs so beliebt? Weil sie uns einen Einblick in das Seelenleben unserer Mitmenschen geben? Um Himmels Willen, was interessiert mich das Seelenleben meiner Mitmenschen? Wenn überhaupt interessiert mich das Seelenleben meiner Frau. Und möglicherweise das meiner Hunde, wenn sie denn eines haben. Aber ob nun Herr Y sich in seinem Blog über das Burnout-Syndrom auslässt oder Frau X über das ständige Mobbing im Betrieb, ist mir völlig Wurscht. Natürlich nicht Wurst, weil ich über Lebensmittel keine Witze mache. Und eine gute Wurst, namentlich eine Eichsfelder Stracke, ist eine Köstlichkeit.
Überhaupt Essen…
Ich esse gern und koche gern. Meine Frau wirft mir immer vor, dass ich am Samstag den Wochenrückblick der Küchenschlacht anschaue und dann doch wieder Rindsrouladen wie bei Muttern koche. Na und? Ich schaue mir ja auch gerne mal einen Testbericht über einen Tesla-Sportwagen an und fahre trotzdem einen 22 Jahre alten Honda Concerto 1,6 i.
Ich bin halt ein sehr konservativer Mensch. Ich halte Frauen die Tür auf und helfe ihnen aus dem Mantel, stehe im Bus von meinem Sitz auf, um diesen einer betagten Oma anzubieten und wähle CDU. Nicht immer, aber meistens. Nun, man wird sehen, wieviele Leser dieser Blog haben wird. Kommentare habe ich ausgeschaltet, nicht, weil ich nicht kritikfähig bin, sondern weil die meisten Kommentare von debilen Schwachköpfen verfasst werden, die immer Ärger bekommen, wenn sie zuhause mehr als „Mahlzeit“ sagen.

Bis die Tage,

Karl

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